Definitionen
Neulich sagte – im Laufe eines schönen Klatsch-Gesprächs – eine Freundin zu mir: „…blöde Hure…“. Womit sie nicht mich, sondern eine dritte Person meinte, über die wir gerade so vor uns hin lästerten. Ich antwortete darauf, soweit ich mich erinnere: „Ja, ja. Blödes Schwein!“
(Wir pflegen immer hochgeistige Konversation, das nur nebenbei.)
Am selben Abend sah ich (Wieso gucke ich mir nur immer so was an!) eine Doku über Schlachthöfe. Die angekarrten armen Schweine, die auf die Ladefläche des Lastwagens in mehreren Schichten übereinander geschmissen worden waren, hatten teilweise gebrochene Beine, offene Wunden und so weiter. Und schrien wie am Spieß. Einige schienen zu weinen. Zumindest schienen alle, die noch lebten, genau zu wissen was auf sie zukam.
Schließlich kam ich nun heute früh bei Metzger Müller vorbei, der vor seinem Eingang ein selig grinsendes Papp-Schwein aufgestellt hat, das in seiner fröhlichen Schnauze ein Schild mit der Aufschrift: „2 Schnitzel zum Preis für 1“, hielt. Mal abgesehen von Metzger Müllers verkwerer Schreibweise – man muss jedoch dankbar sein, dass da nicht stand: „Two Schnitzel for One“ wie beim Bäcker drei Häuser weiter, möchte ich bezweifeln, dass dem Schnitzel-liefernden Schwein zum Grinsen war. Als es geschlachtet wurde.
Ach, übrigens. Beim Bäcker stand selbstverständlich nicht ‚Schnitzel’ sondern ‚Apfeltaschen’.
Seitdem sinniere ich so vor mich hin.
Über unreflektierte Sprechweisen.
Ach ja. Ich soll ja simpel sein.
Null Problemo: Ich grübele über den leichtfertigen Gebrauch von Schimpfworten nach.
Denn wenn ich es recht bedenke, ist eine Hure eine schwer arbeitende Person in einem jahrtausendelang anerkannten Beruf, der eine wichtige soziale Funktion erfüllt. Und ein Schwein ist meist ein intelligenteres Tier als ein Hund. Die Person, über die wir uns …ähem… unterhielten, ist nix davon.
Nach längerem Überlegen und dem darauf folgenden Ausschluss aller lebenden Kreaturen sowie nicht-lebender Dinge, deren Nützlichkeit und/oder Intelligenz die Verwendung ihrer Art-Bezeichnung als Schimpfwort zu Recht als höchst ungerechte Beleidigung erscheinen lassen muss, habe ich fürs Erste einen meines Erachtens nach ganz guten Kompromiss gefunden: Fauler, versoffener Haufen Schmarotzer-Abschaum.
Nur zu der krassen sexuellen Über-Funktion will mir nix einfallen.
(An Frau E.: Rufen sie jetzt nicht sofort: „Geil!“. Denn das trifft es in keiner Weise. Und Dr. Peh: Ich erwäge immer noch einen vertikalen Gegenschlag.)
NoXxLynXx - 27. Jul, 19:19