Kennen Sie den Heiligen Gerne-Schwaf?
Nein?
Wie schön für Sie.
Denn ich lernte ihn kennen, zwangsweise, vermutlich als Rache für meine AkademikerINNEN-feindliche Interpretation des genuin-poetischen Worts. Und zwar gestern, als ich schwer angeschlagen auf meinem Sofa lag. Nein, mir hat kein als Holländer verkleideter Chinese eine Gurke aus Spanien ins Gesicht geschleudert. Trotzdem widerfuhr mir Schlimmes, das ich bestimmt nicht verdient habe.
Ich hatte nämlich Kopfschmerzen, wollte einschlafen also lief einer meiner Lieblings-Doku-Kanäle, weil mich Dokus (aus ferneren Zeiten) meist beruhigen. Das ging auch eine Zeitlang gut; ein netter Herr schwafelte und schwafelte angenehm leiernd über irgendwas hoch modisch Technisches aus dem 18. Jahrhundert, woraufhin ich schließlich erfreut gelangweilt wegdöste.
Ein Zustand, der nicht lange anhielt, denn plötzlich begann ich zu alpträumen, dass anstelle der beruhigend leirigen Stimme nunmehr ein grausiger Schreihals lauthals heraus trompetete WIR befänden uns hier inmitten der Anhänger des heiligen Gerne-Schwafs! In Indien! Auf ihrer alljährlichen Wallfahrt nach ?? Deren Motto da wäre: Alles Unausgesprochene macht Alles schlimmer!
Dem nicht enden wollenden, ja wortwörtlich pausenlosen Gegröle nach zu urteilen, müssen das die glücklichsten Menschen der Welt sein, ich hätte sie gern alle erschlagen. Samt dem Bericht erstattenden Herrn. Allerdings, was den angeht muss ich im Nachhinein zugeben, dass der sich tatsächlich nur schreiend verständigen konnte. Weil die Anhänger des heiligen Gerne-Schwafs, wie ich schon erwähnte, wahrhaft inspiriert waren. Oder richtiger gesagt: Unaufhörlich, ja, wirklich unaufhörlich infernalisch kreischten. Da kann absolut nix unausgesprochen geblieben sein.
Ääääääääääää, wimmerte mein gepeinigtes Gehirn, während meine Traum-Hände fieberhaft nach der Fernbedienung suchten, um dem sakralen Gelaber den Saft abzudrehen.
Was soll ich Ihnen sagen.
Ich fand sie nicht.
Dafür wurde mir klar, dass ich nicht träumte.
Denn auf dem Bildschirm vor mir wimmelte es wahrhaftig und in echt von kwäkenden … Mumien? In weiße Bettlaken gehüllte Brüll-Affen? (Zu meiner Entschuldigung, ich sah alles verschwommen.*) Jedenfalls, was immer es war, es waren Legionen davon. Die allesamt markerschütternd kreischten. Pardon. Schwafelten. Zu Ehren des heiligen Gerne-Schwafs, wie just in dem Moment der ebenfalls schreiende europäisch gekleidete Herr mitten aus der Menge verkündete.
Drum habe ich nun eine bitterböse Beschwerde-Mail an jenen Fernseh-Kanal geschickt. Denn was, frage ich Sie, haben heutigentags herum brüllende Anhänger eines schwafelnden Heiligen in einem Historien-Kanal zu suchen? Egal wie mittelalterlich die aussehen, leben oder rumlaufen? Schließlich kommt ja auch keiner her um mich für eine Trias-Doku zu filmen, wenn ich mir ein Saurier-Kostüm anziehe. Und Buaaaaaaaaa brülle.
Klänge immer noch besser.
Als Guru Gerne-Schwafs** Fan-Gejaule.
*Verkneifen Sie sich, das rate ich Ihnen dringlich, dämliche Witze über jedwede Art animierender Substanzen. Ich habe immer noch Kopf-Weh.
**Ja, ja. Mir ist schon klar, dass der Typ sicher NICHT Gerne-Schwaf heißt. Interessiert mich Null. Und falls Sie es denn genau wissen wollen, bitte, nix dagegen.
Googeln Sie halt selbst.
Stichworte: Brüllende indische Sekte (Motto oben) – lange weiße Walle-Gewänder und’ne Art Zipfelmützen (tief ins Gesicht gezogen) - Guru Name so ähnlich wie Gerne-Schwaf.
Viel Glück und hoffentlich springt ein Video mit dem Gekreisch auf.
NoXxLynXx - 11. Jun, 19:19