Der Übermut der Bonsai-Riesen

Was sagt Herr Hundt?
Arbeitgeber-Präsident.
„Wieso kann die Regierung nicht noch weitere Einsparungen vornehmen? Das Arbeitslosengeld könnte gut auf 12 Monate beschränkt werden! Und der Wegfall des Heizkostenzuschusses und des Elterngeldes für Harz IV-Empfänger ist ein guter Anfang. Aber da geht noch was.“
Klar, wer Kinder in die Welt setzt und deswegen womöglich arbeitslos ist, kann ruhig frieren und hungern. Das versteht sich von selbst und findet schönsten Ausdruck im Spar-Paket unserer Regierung; dieser Glanz-Einladung an jede Art Wunschträume des schlimmst vorkommenden Raff-Gesindels hier im Land. Jenen - von Frau Merkel mit katzbuckelnden Grüßen - hochgepäppelten Bonsai-Riesen des Geistes und der Moral.
Warum nur ärgere ich mich darüber?
Ich sollte es doch besser wissen.
Da donnert Jochimsen bint Nemsi auf ihrem Gaul „Schreiender Nonsens“ stramm links-national durch die Medienlandschaft, gefolgt vom kleinen Häuptling Pickeldix mit seiner progressiv schrumpfenden Schar Null-Nixe, die – schon fast abgesoffen – ebenso verbissen wie unbelehrbar ihr kleines Erpresser-Einmaleins dem leblos dahin treibenden Kadaver ‚Deutsche Regierung’ ans Seehoferische Gesundheits-Bein pinkeln.
Und Frau Merkel?
Ver-Honeckert so rapide, dass selbst alt gediente CDU-ler wie verschreckte Rehe aus der Deckung springen um den renitenten Wahlmännern und –frauen (die von Frau Merkel in der letzten Woche höchstpersönlich abgesetzt bzw. durch System-konforme ausgetauscht wurden) hastig zu versichern: „In unserer Demokratie ist jeder Abgeordnete frei in seinem Abstimmungs-Verhalten. Auch und besonders bei der Wahl des Bundespräsidenten!“
Sicher doch.
Und was war noch?
Ach ja. Die EU hat hoch besorgt ein langes Schreiben an unsere Regierung gerichtet.* Mit dem Hinweis auf die „verheerende Lohnentwicklung in der Bundesrepublik während der letzten 10 Jahre und den daraus resultierenden negativen Folgen für den gesamten EU-Raum“.
Regen Sie sich nicht auf.
Da steht nix drin von Lohnkürzung. Das können Sie mir glauben. Ganz im Gegenteil. In den im Schreiben aufgeführten Statistiken zur Lohnentwicklung in der EU wird explizit darauf hingewiesen, dass in allen EU-Ländern während der vorerwähnten 10 Jahre die Löhne im mittleren Durchschnitt um 5,9 % anstiegen. Außer in Deutschland. Da fielen die Real-Löhne um 0,8 Prozent. Rein rechnerisch-statistische -0,8 Prozent, sollte ich dazu sagen. Denn während derselben Zeit stiegen die Gehälter im oberen Segment teilweise um fast 1000 Prozent. Die tatsächliche Lohn-Schrumpfung der breiten Masse dürfte also fast im Bereich der Lohn-Erhöhung im restlichen EU-Raum liegen.
Und das, bemängelt die EU, hat fatale Auswirkungen auf andere EU-Länder und den Euro. Weil mittlerweile selbst in Ländern wie Griechenland, Spanien und den ehemaligen Ostblock-Staaten höhere Löhne gezahlt werden, womit die Produktionskosten in diesen Ländern die in der Bundesrepublik überschreiten. Was den Wettbewerb verzerrt und behindert und die Kaufkraft übermäßig schmälert.
Hurra!
Wir sind ein Niedrig-Lohn-Land.
Auf ungebremster Talfahrt.
Aufgepasst Chinesen.
Demnächst lasst ihr euer Zeug bei uns produzieren.
Da hättet ihr nicht mit gerechnet?
Dumm gelaufen.

*Diese dringliche Ermahnung zur Angleichung der Löhne in der Bundesrepublik an die der übrigen EU-Länder stammt aus 2008. War für unsere Regierung kein Grund sich dran zu halten. Im Gegenteil. Frohgemut (Wer liest schon EU-Statistiken? Na eben. Niemand) haben uns Merkel & Westerwelle vorgegaukelt, wir alle bekämen viel zu viel Geld. Im Verhältnis zu allen anderen EU-Bürgern. Während der Spitzensteuersatz unbebührlich hoch ist! Weshalb unsere Arbeitsplätze akut gefährdet sind. Deshalb müssen die Löhne gesenkt, die Nebenkosten von den Arbeitnehmern allein gezahlt und die Krankenkassenbeiträge erhöht werden.
Der Spitzensteuersatz in Deutschland ist der niedrigste in der Euro-Zone. Das nur nebenbei.
Da frage ich mich doch.
Was sagt das über uns aus?
Wir sind die hinterletzten Deppen?
NoXxLynXx - 19. Jun, 19:19