Die sauberen Klos der Christen von Bielefeld

„Die Evolution“, sagt Herr Drueke, „ist so sicher wie die Kugel-Gestalt der Erde!“
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Herr Drueke ist kein gefährlicher Irrer, der sich auf der Scheibenwelt wähnt. Iwo. Herr Drueke ist Lehrer an einer Christlichen Privatschule. In Nordrhein-Westfalen. Und gibt grade einen Kurs über Darwins Irrlehre. Für andere Lehrer Christlicher Privatschulen.
Gemanagt werden diese Kurse von Herrn Binder, Angestellter der wohlklingenden Weiterbildungs-Institution „Wort&Wissen“. Auch Herr Binder spricht mit angemessen Ernst über die Evolution. Und Herrn Darwin. Dass seine Gesichtszüge dabei ein bisschen entgleisen ist nicht seine Schuld. Herrn Binder überkommt halt, ganz unbeabsichtigt, ein Ekelchen.
Lehrerin X – die ihren Namen lieber nicht sagen möchte – überlässt es ihren Schülern, sich ein Bild zu machen. Sagt sie. Und erhofft sich, dass selbst ein von der Moderne angefressener Christlicher Schüler niemals solchem Unsinn erliegen möge wie der Blödelei, die Erde sei 40 Millionen Jahre alt.
Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
Das glauben wir auch nicht.
Herr Maier (Maier mit ai – Was nicht das allermindeste mit Intelligenz und sei es künstlicher zu tun hat), Vorsitzender und Generalsekretär des Verbandes Evangelischer Bekenntnis-Schulen bringt schwungvoll das Thema ‚Steinkohle’ aufs Darwinistische Tapet. In diesem Falle, doziert Herr Maier fröhlich, ist die Darwinsche Irrlehre in außergewöhnlich deutlicher Klarheit zu widerlegen. Von wegen Pflanzen, die im Laufe von Millionen (Jahren!) in die Erde sanken und zu Kohle (wenn nicht gar Diamanten) gepresst wurden! Da kann sich Herr Maier nur ganz knapp ein Lächeln verbeißen. Allein die Schichtung in der Erde beweist doch, dass Kohle das Produkt eines feurigen Ausbruchs (himmlischen Zorns) sein muss. Der vor ungefähr 6 Tausend Jahren stattfand und in der Bibel, dem wahr gewordenen Wort Gottes, auch seine Entsprechung findet.
Es war der Erzengel Dingsbums!
Mit dem feurigen Schwert!
Der nicht nur Sodom und Gomorrha, jenen Hort ungezügelter Lasterhaftigkeit vernichtete, sondern sozusagen als Kollateral-Schaden gleich noch die Kohle erschuf. Herr Seuter, Didaktischer Leiter des Georg-Müller-Gymnasiums in Bielefeld stimmt dem vollinhaltlich zu. Zur Lasterhaftigkeit heutzutage mag er nur anmerken, dass er „nichts gegen homosexuelle Jugendliche in seiner Schule hat“. Solange die „Persönlichkeits-Findung auch in diesem Bereich“ ein gottgefälliges Ende findet. Mit der Hinwendung zum anderen Geschlecht und dem damit verbundenen eisernen Willen zur Fortpflanzung. Die ein Auftrag Gottes ist. Der andererseits an keiner Stelle der Bibel das S-Wort erwähnt. Weshalb die S-Sache außerhalb reiner Fortpflanzung keinerlei Daseins-Berechtigung hat.
Das musste mal gesagt werden!
Denkt sicher auch Herr Kriete von der staatlichen Schulaufsicht Detmold. Denn auf keinem Fall will Herr Kriete (und mit ihm, sagt er, die ganze Regierung) durch pingliges Herumkritteln neue Christliche Schulen verhindern. Ganz im Gegenteil! Die Regierung ermutigt Leute wie Herrn Binder, Herrn Seuter - und so weiter - genau diese Art Schulen zu errichten. Schon aus Gleichgewichtsgründen (?). Außerdem sieht er in privaten Christlichen Schulen das Gute. Für deutsche Schüler. Weshalb die Bundesregierung jede private Christliche Schule durch Übernahme von 86% aller Kosten unterstützt.
Frau Sommer, Schulministerin in NRW, schwärmt begeistert von der Bereicherung durch just diese Christlichen Privatschulen. Die ihr Potential voll ausschöpfen. Soll heißen, die vorerwähnten 86% Kostenübernahme durch den Staat dürfen den Etat einer fünfmal so großen staatlichen Schule gern übersteigen. Hauptsache die Christlichen Schüler haben „schöne große und helle Räume“ und „die neuesten Lehrmittel“. Das leuchtet ein. Auf den staatlichen Lehrplan angesprochen, plädiert Frau Sommer leidenschaftlich für die von ihr favorisierte „Pädagogische Eigenverantwortung“, deren bunt-blumige Vielfältigkeit sie nicht durch Kontrollen gefährdet sehen will. Ein offizieller Lehrplan ist schließlich auch nichts weiter als ein Blatt Papier.
Und ein Blatt Papier könnte natürlich auch an einer Klo-Rolle hängen. Was die Wichtigkeit so eines Stück Papiers doch deutlicht sichtbar relativiert.
Womit wir bei den christlichen Klos wären.
Die, wie eine Schülerin der obersten Christlichen Gymnasial-Klasse der Georg-Müller-Schule selbstgefällig (durch ihr fettiges Haar schielend) dem Reporter* erzählt, ungleich reinlicher sind als die von Nicht-Christen. Darwinisten. Und was es sonst noch für schauerliches Kroppzeug gibt. Mit voll geschissenen Klos. Wofür die zwar nix können (halten sich für Affen, was will man da erwarten), was aber trotzdem eklig ist.
Ein Beispiel: Als an ihrer Schule Austausch-Schüler einer staatlichen Schule aus Detmold zugange waren, holte die christliche Biologie-Lehrerin zu Beginn des Unterrichts eine Tasse aus ihrer Tasche und fragte die Gast-Schüler, wer daraus einen Schluck Wasser trinken wolle. Nach stupiden 10 Minuten ergriff einer der Gast-Schüler entnervt die Tasse und trank einen Schluck. Völlig entgeistert wies ihn die christliche Lehrkraft darauf hin, dass die Tasse innen schmuddelig gewesen sei. Und fragte, kaum der Stimme mächtig, warum er das gemacht habe. „Weil ich endlich unterrichtet werden will und den einen Satz nicht mehr hören kann“, antwortete der Schüler. Aber die Tasse sei ja gar nicht zum Trinken gewesen, rief da die aufgeregte christliche Pädagogin. Sie sei nur als Symbol gedacht. Um den anstößig rausgeputzten Gast-Schülern zu beweisen, dass etwas von außen sauber aussehen könnte, von innen aber trotzdem schmutzig sei.**
Das muss ein großer Trost sein.
Für alle Christlichen Fundamentalisten.
Denn so unvorstellbar es jedem Rationalisten auch vorkommen mag, scheint die Evolution doch ungebührlich rachsüchtig zu sein. Wie sonst erklärte sich das durchweg speckig-kauzige, um nicht zu sagen trostlos-grausige Äußere fast all dieser Anti-Deodorant-Kasper. Deren strenger Eigen-Geruch schon fast aus dem Fernseher raus dünstet. Immerhin, das mit der ‚innerlichen Reinheit’ glaube ich aufs Wort. Hab selten ein Panoptikum so hohl- köpfiger Matschbirnen gesehen.
In denen täte sich jedes Staubkorn zu Tode gruseln.
Von jeder Gehirn-Zelle ganz zu schweigen.

*Die Sendung, durch die all diese Figuren stammelnd stolperten heißt ‚Tag 7 – Mit der Bibel zum Abitur’ und ist eine Gemeinschafts-Produktion der Dritten. Kam heute in aller Frühe. Ich konnte nicht schlafen und brauchte ein bisschen Aufmunterung. Herr Drueke, Herr Binder, Herr Maier, Herr Kriete und Frau Sommer trugen dazu bei. Drum rufe ich ihnen aus vollem Herzen zu: Nur weiter so! Kaum etwas wirkt beruhigender auf mich wie die verbissene Selbst-Verdummung dergleichen Spinner.
**So verwirrt auch immer das Christliche Schul-Simpel gewesen sein mag als die handfeste Beleidigung von den un-christlichen Schülern eher lahm aufgenommen wurde, ist das gar nix gegen die bedauernswerte Lehrerin der staatlichen Schule, die zur gleichen Zeit das Christliche Tausch-Pack am Hals hatte. Ihr, erklärte das arme Würstchen weinerlich, tat ständig der Kopf weh. Wegen der ellen-langen Bibelzitate. Auf jedem Blatt Papier, zu jeder Minute und an jedem Ort. Gern auch auf dem Klo. Aller un-christlichen Schweinerei zum Trotz.
NoXxLynXx - 12. Jun, 19:19