147 Milliarden Gründe, das sinkende Schiff zu verlassen

Eben las ich, dass Frühstücks-Direktor Koch seine Ämter niederlegt. Seine politischen. An die er sich bisher wie mit Uhu festgepappt geklammtert hat. Und auch noch alle! Um in „die Wirtschaft“ zu wechseln.
Gratulation!
Herr Koch.
Immerhin haben Sie gerade mal einen halben Tag gewartet, mit Ihrer interessanten Ankündigung. Nachdem Sie geholfen haben das 147-Milliarden-Gesetz durch zu winken. Das den deutschen Steuerzahler (und nur den deutschen*) nunmehr per Gesetz befiehlt, 147 Milliarden Euro durch Einsparungen im eigenen Land aufzubringen. Rauszurücken. An irgendwen. Vermutlich Ihre neuen Wirtschafts-Arbeitgeber.
Als letzter Coup, das muss ich schon sagen, ziemlich unerreicht.
Aber wie sagt man so schön, bester Herr Koch. Lieber dreist als dumm. Nicht wahr. Oder doch eher: Lieber dumm-dreist als der Letzte? Na ja. Wie auch immer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den nächsten Wochen noch ganze Rudel politischer Flucht-Ratten sehen werden, die im Schweins-Galopp den Milliarden hinterher eilen. Weg vom sinkenden Schiff ‚Deutsche Politik’. Denn da ist nichts mehr zu holen.
Schlimmer noch. Möglicherweise, ja doch, möglich ist ja alles, erwacht sogar das dröge deutsche Volk und krakeelt mal. Wenn die Renten gekürzt, die Löhne gesenkt, die Steuern erhöht, die Preise explodiert und das Gesundheitswesen kahl geschlagen ist. Per neuem Gesetz. Das Sie, Herr Koch, heute Morgen hurtig mit Ihrer noch gültigen, politischen Stimme ermöglicht haben. Da würde ich auch zusehen, dass ich Land gewinne. Vorzugsweise in „die Wirtschaft“. Wo Ihnen – und Ihren Mit-Gesetzes-Machern – schon ein schönes Vorstands-Pöstchen gewiss ist.
Zu Recht!
Denn das gab’s nicht mal im alten Rom.
Ein Gesetz zum Ausplündern eines ganzen Volkes.
Innerhalb von nicht mal einer Woche geschrieben, genehmigt und … hm? Wie könnte ich das jetzt beschreiben? So einen, bislang in Deutschland völlig unbekannten Vorgang? In Lichtgeschwindigkeit durch den Bundestag geschmissen? In einem Land, dass gewöhnlich für die Neuregelung der Verpackungs- Größen-Ordnung 7 Jahre braucht.
Sorgen muss uns das allerdings nicht machen. Denn DAS war die Ausnahme von der Regel. Was jeder schon daran sehen kann, dass just jenes Gesetz zur Verhinderung oder wenigstens Regulierung schlimmster Spekulations-Auswüchse, das eigentlich VOR dem 147-Milliarden-Gesetz kommen sollte, nun doch nicht kommt. Leider. Ja. Geht nicht. Da muss erst der G20-Gipfel abgewartet werden. Und danach, Upsi, ist auch nicht mit so einem Gesetz zu rechnen. Weil da bestimmt das eine oder andere Land was gegen hat. Und als aufrechte Demokraten werden wir uns natürlich dem Mehrheits-Willen beugen.
Und wenn uns Deutschen dann endlich auch das Wasser bis zum Hals steht, nur keine Bange. Denn dank des fabelhaften neuen Gesetzes werden sich auch dann noch Möglichkeiten finden, die eine oder andere Milliarde aus uns raus zu kwetschen. Während Sie und Ihresgleichen, bester Herr Koch, weitab vom politischen Desaster wie Fettaugen oben schwimmen. Reich und fröhlich - und für alle Zeit sicher aufs Komfortabelste gepolstert. Durch das schnellste Gesetz in der Geschichte Deutschlands.
Das Nasser-Lappen-Gesetz.
Das was?
Oh bitte. Schont meine Nerven.
Versucht’s mal mit denken.

*Ach? Das wussten Sie nicht? Dass kein anderes EU-Land bisher auch nur eine mündliche Zusage zum hähä 750-Milliarden-Rettungs-Paket gemacht hat? Und vermutlich auch nie machen wird? Klar. 750 Milliarden? Gerecht verteilt auf Banken und EU-Länder? Selten so gelacht. Äh. Nicht wir. Die anderen. EU-Länder. Banken. Spekulanten. Über uns. Die Deutschen. Denn wir sind die mit dem GESETZ! Die in den nächsten 20 Jahren jeden Fehltritt eines anderen EU-Landes, jedes Verspekulieren einer Bank mittels unserer Steuern abstottern müssen. Und wir werden auch die einzigen bleiben.
NoXxLynXx - 25. Mai, 19:19